„ Endlich wieder ein Spiel ! " Das mag sich manch eine Spielerin gedacht haben, nachdem der letzte Spieltag dummerweise dem uneinsichtigen Wettergott geopfert werden musste. Daher also froher Dinge am frühen Sonntagmorgen raus aus den Federn, rein in die Fußballschuhe, hinaus aus dem Haus – und hinein in den strömenden Regen, der wie bestellt pünktlich zum Warmmachen einsetzt… Immerhin, der Platz in Theuern kann das ganz gut wegstecken, gespielt werden kann also. Die Kollegen aus Unterfranken, die schon den ganzen Samstag im kühlen Nass verbringen durften, sind da naturgemäß etwas skeptischer, und kommen deshalb buchstäblich im letzten Moment im Mannschaftsbus angebraust – was in der Landesliga aber immer noch 45 Minuten vor Spielbeginn bedeutet.
Obwohl die Vilspanther das letzte Wochenende zuhause auf der Couch anstatt auf dem Spielfeld in Würzburg zugebracht haben, hat sich ihre Ausgangslage in der Tabelle beinahe dramatisch verbessert. Was daran liegt, dass die alten Freunde aus Weinberg gleich zweimal hintereinander Federn lassen mussten. Fragt sich jetzt nur, ob die Kümmersbrucker diese Steilvorlage auch verwerten können. Immerhin aber tragen Trainer und Betreuer seit Wochen gebetsmühlenartig ihrer spielenden Belegschaft vor, dass nach wie vor und auch weiterhin bis zum Saisonende in jedes Spiel mit voller Konzentration und mit vollem Einsatz gegangen werden muss. Und wer daran noch irgendwelche Zweifel hat, braucht bloß mal einen Blick hinüber nach Weinberg werfen – oder zurück in die letzte Saison…
Doch die Spielerinnen scheinen in dieser Beziehung tatsächlich dazugelernt zu haben. Denn kaum ist der Anstoß ausgeführt, geht’s auch schon voller Elan los. Fast fühlt man sich an eine Herde von Rennpferden erinnert, die nur darauf gewartet haben, endlich losgaloppieren zu dürfen. Und so geraten die Gäste aus Schweinfurt fast augenblicklich unter die Hufe (Verzeihung, Mädels) der heranstürmenden Vilspanther-Herde. Den allerersten Angriff können die Unterfranken zwar gerade noch abwehren, doch gleich der nächste Versuch sitzt. Nach Getümmel am linken Pfosten landet das Leder bei der am rechten Pfosten völlig vereinsamt stehenden Nadine. Der ist es fast schon peinlich, den Ball aus drei Metern ins völlig leere Tor zu hauen. Tut sie aber natürlich trotzdem, und so führen die Hausherren bereits nach einer Minute Spielzeit mit 1:0. Nicht schön für die Gäste, die sich das bestimmt etwas anders vorgestellt hatten. Das 1:0 gibt den Oberpfälzern natürlich erst recht Auftrieb, und die grün gewandeten Gegner werden mächtig unter Druck gesetzt. Und halten nun etwas konzentrierter dagegen. Nach einer Viertelstunde dann Ecke von links. Anne steigt am Sechzehner hoch und köpft den Ball wie aus dem Lehrbuch ins Tor. Eines der schönsten Kopfballtore der Vilspanther bisher, wenn nicht das schönste überhaupt ! Dieser Treffer zeigt nun doch Wirkung bei den Gästen, und die Kümmersbrucker setzen nach. Vier Minuten später zieht Miri von links außen ab. Jaqueline Meißner, die starke Torfrau der Gäste, macht sich ganz lang – und fliegt trotzdem vergeblich und knapp unter dem genau gezirkelten Ball vorbei. 3:0, und die Gastgeber haben nun richtig Spaß. Kurze Zeit später ist es Laura, die bei ihrem Ausflug nach vorne mustergültig Miri in die Tiefe des Raumes schickt. Diese bewegt sich in ihrer betont gemächlichen Art ;-) mitsamt dem Spielgerät mutterseelenallein auf das Gästetor zu und donnert den Ball schließlich via Innenpfosten zum 4:0 in die Maschen. Spätestens jetzt ist die Partie bereits entschieden. Obwohl - seit kurzem muss man ja bei diesem Spielstand mit einem derartigen Statement vorsichtig sein. Aber schließlich kommen die Gäste ja auch nicht aus Schweden… Mit 4:0 geht’s in die Halbzeitpause, und der in regnerisches nebelgrau gehüllte Platz leert sich rasend schnell, als Spielerinnen, Trainer und auch Zuschauer in die Kabinen bzw die nahegelegene Sportwirtschaft streben. Heißer Tee in der Wirtschaft für die Zuschauer, heiße Motivationsreden in der Kabine für die Mannschaften – so gehört sich das …
Kaum hat der sicher leitende Schiedsrichter Thomas Hütter die Partie wieder angepfiffen, kommt Bewegung in die Reihen der Vilspanther. Vornehmlich allerdings erst einmal auf der Auswechselbank, denn Lisa-Marie, Kristin, Anne und Nadine haben auf einmal keine Lust mehr zum Fußballspielen. Stattdessen hüllen sie sich fortan in lange Decken und lustige Wollmützen und erschrecken derart gewandet die restliche Spielzeit über Zuschauer am Spielfeldrand. Neu im Spiel dafür nun Lena D., Marie, Lea und Büdi. Gerade letztere hat in den letzten Spielen eine stetig ansteigende Form gezeigt, was sie auf dem Feld auch alsbald eindrucksvoll unter Beweis stellt : wieder mal eine Ecke von links, Büdi ist mit dem Kopf zur Stelle - und der Ball prallt von der Unterkannte der Latte gutgelaunt ins Tor hinein. Schon der zweite Kopfballtreffer der Vilspanther in dieser Partie, und - wenn man den Archiven der JFG Mittlere Vils glauben darf - das erste Kopfballtor für Büdi überhaupt. 5:0 steht's jetzt. Nun zieht's auch Lena G. immer mehr nach vorne. Überhaupt scheint der Mannschaftsführer der Kümmersbrucker mittlerweile gar nicht mehr sonderlich gut gelaunt zu sein, was wohl vor allem an einem umstrittenen aberkannten Abseitstor des Kapitäns in der ersten Halbzeit liegen mag. Aber schau mal - jetzt vielleicht ! Lena zieht ab, der Ball fliegt genau richtig, setzt noch einmal kurz auf und landet... nicht im Tor ? Wie geht so etwas ??? Wer feine Ohren hat, hat natürlich das laute "Platsch" vernommen, mit dem das dumme Leder ausgerechnet in der einzigen Pfütze auf dem Platz gelandet ist - ein paar kümmerliche Meterchen vor dem leeren Tor. Nun ist für Lena endgültig Schluss mit lustig, und mehrere Zuschauer weichen angesichts der deutlich geladenen Verteidigerin ein paar Meter von der Seitenumfassung des Spielfeld zurück. Fortan führt Lena einen einsamen Rachefeldzug gegen das Schicksal im Allgemeinen und das Tor der Schweinfurter Mannschaft im Besonderen. Dem Spiel der Vilspanther tut das aber nicht unbedingt gut. Prompt bietet sich den Gästen auf der anderen Seite des Spielfeldes die große Chance, als die Stürmerin der Gäste auf einmal frei durch ist und unaufhaltsam mitsamt dem Ball in Richtung des Kümmersbrucker Gehäuses enteilt. Erinnerungen an das bisher einzige Gegentor dieser Saison werden wach, als man gegen Bastheim aus einer ganz ähnlichen Situation einen Gegentreffer hinnehmen musste. Doch dieses Mal riecht Torfrau Steffi den Braten, deckt die richtige Ecke des Tores ab und kann das Geschoss aus Unterfranken entschärfen. Offensichtlich ist diese kleine Episode aber ein "Hallo-Wach" für die Gastgeber, die auf einmal den Zauberstab auspacken und den Ball mit einer ganzen Serie schöner Kombinationen quer über das ganze Feld zaubern. Am Ende der Kette steht dann schließlich Eva, die mit einem Steilpass bis zur Strafraumgrenze des Schweinfurter Strafraums geschickt wird. So eine Einladung lässt sich der Youngster in den Reihen der Vilspanther natürlich nicht entgehen und macht mit einem strammen und platzierten Schuss noch ein Schleifchen auf diesen sehenswerten Angriff der Heimmannschaft. Klatschen, freuen, zurücklaufen, und schon geht's weiter. Keine Minute später taucht Jojo zusammen mit dem Spielgerät ein paar Meter vor dem rechten Pfosten des Gästetores auf. Leider stehen davor aber auch noch ein paar Verteidiger des Gegners. Doch Jojo schießt ... nein, doch nicht. Aber jetzt - nein, wieder nicht. Aber nun doch - was denn, warum denn nicht ? Jetzt aber ... mannomann... Statt abzuschließen dreht Jojo mit Ball und Gegner lieber noch ein paar Pirouetten im Strafraum. Einen Trick im Gangnam-Style gibt es zwar im Fußball (noch) nicht, aber die Zuschauer bekommen in diesen Momenten eine gute Ahnung davon, wie so etwas aussehen könnte. Schließlich findet Jojo dann aber doch noch eine passende Lücke im Abwehrverbund der Gäste und versenkt die Lederkugel elegant in den Maschen. 7:0 steht's jetzt. Eine Viertelstunde ist noch zu spielen, und man muss den Gästen einfach ein Kompliment machen. Denn trotz des klaren Rückstandes wird hier zu keiner Minute aufgesteckt, und angesichts dieser vorbildlichen kämpferischen Einstellung fragt sich so mancher Zuschauer, warum die Schweinfurter in der Tabelle denn eigentlich so weit unten rangieren. Dazu haben die Mädels aus Unterfranken in vielen brenzligen Situationen mit ihrer starken Keeperin auch noch einen sicheren Rückhalt, und so bleibt es bis zum Spielende dieser bemerkenswert fairen Partie beim 7:0.
Die professionelle Einstellung, mit der die Mannschaft in dieses Spiel ging, verdient absolute Anerkennung. Diese Einstellung von Spiel zu Spiel immer wieder zu finden, egal wie der Gegner auch heißen mag - das wird die große Herausforderung für die Spielerinnen in dieser Saison sein. Aber auch das gehört schließlich zu den Fähigkeiten, die ein guter Spieler unbedingt erlernen muss.