2015-04-25 - Vils-Panther - Die Fußballmädchen der JFG Mittlere Vils Kümmersbruck

Dass der Fußball nicht nur ein, sondern viele Gesichter hat, ist mittlerweile ja hinlänglich bekannt. Große Erfolge und vernichtende Niederlagen, tolle Spiele und böse Fouls, echtes Fairplay und grobe Unsportlichkeiten, unvergessliche Siege und abgrundtiefe Skandale. All das hat man schon gesehen im Fußball, und diese Reihe ließe sich wahrscheinlich noch beliebig fortsetzen. Und doch sind es oft die kleinen Geschichten am Rande, die einem dann an Ende für immer im Gedächtnis bleiben. Eine dieser denkwürdigen „kleinen Geschichten" ereignete sich am Rande des letzten Punktspiels der Vilspanther...

Bus fahren ist schön ! Bus fahren macht Spaß ! Denn wer Bus fährt, der hat die ganze Fahrt über beste Aussicht, kann die an den riesigen Panoramascheiben vorbeiziehende Umgebung genießen und hat endlich auch mal reichlich Zeit für die lieben Mitreisenden. Kurz gesagt – wer Bus fährt, hat einfach mehr vom Leben ! Wenn allerdings die Fahrt gleich bis ins am anderen Ende der Welt liegende Aschaffenburg geht, dann ist es fast ein bisschen zu viel des Vergnügens, und spätestens ab Kilometer Zweihundert hofft man dann doch irgendwie verstärkt drauf, dass diese endlose Schaukelei irgendwann mal auch wieder enden möge…


Und so dauert‘s dann auch ein wenig, bis die Mädels ins Spiel hineinfinden. Doch immerhin wird man vom Anstoß weg seiner Favoritenrolle im Spiel gegen den Tabellenachten gerecht und kommt auch bald zu ersten guten Chancen. In der achtzehnten Minute Lea und nur fünf Minuten später Hetzi stellen die Weichen dann zur richtigen Zeit auf Sieg, und als dann Selina kurz vor der Pause ebenfalls erfolgreich ist, können sich die Gäste aus der fernen Oberpfalz über eine beruhigende 3:0-Pausenführung freuen.

Auch in der zweiten Halbzeit bleiben die Vilspanther am Drücker. Puschi im Kasten der Kümmersbruckerinnen ist bei der einzigen ernsthaften Prüfung an diesem Tag auf dem Posten und kann so ihren Kasten sauber halten. Schon kurz nach der Pause trifft Lea, die an diesem Tag das Schreckgespenst für die Aschaffenburger Abwehr gibt, bereits zum dritten Mal in dieser Partie. Kerstin und kurz darauf Anna-Lena kommen nun neu ins Spiel. Kerstin schlüpft wie schon im letzten Spiel in die Rolle des Jokers und ist auch dieses mal wieder erfolgreich. Sieben Minuten vor Spielende ist es dann soweit: nach über einem Jahr betritt Hanna wieder den grünen Rasen. Was hat das Mädel nicht alles durchgemacht in dieser Zeit ! Hat nie den Mut verloren in diesen langen Monaten ohne das runde Leder. War immer bei der Mannschaft, hat mit ihr mitgelitten und sich mit ihr gefreut. Und ist jetzt endlich, endlich wieder mittendrin dabei… Manch eine Spielerin und auch die Fans am Rande bekommen schon leicht feuchte Augen, als Hanna Sophie abklatscht und dann das Spielfeld betritt. Zwei Minuten sind noch zu spielen, als Selina Maß nimmt und abzieht. Wie sich zeigt, hat der Linksfuß aus Leidenschaft wohl etwas zu genau Maß genommen, den der Ball klatscht an die Unterkante der Latte. Springt von dort zurück. Und dort steht – richtig, Hanna ! Und die macht das einzig richtige in dieser Situation – hält den Kopf hin und trifft damit hinein ins leere Tor !!! Nun gibt’s kein Halten mehr. Der kurz darauf unter Dach und Fach gebrachte Sieg und auch die gewonnenen drei Punkte spielen in diesen Momenten keine Rolle mehr. Das einzige, was zählt in diesen Augenblicken ist Hanna und ihr unglaubliches Comeback. Ruckzuck werden aus den vorhin noch leicht feuchten Augen richtiggehende Seen, und auch der zutiefst gerührte Verfasser dieser Zeilen musste beim Niederschreiben dieses Berichts mehrmals mit einem Tempotüchlein über den Bildschirm wischen.


Sechs Tore, drei Punkte, und die Tabellenführung in spe – all das wird man wohl in ein paar Wochen wieder vergessen haben. Doch die große „kleine Geschichte" am Rande – die wird wohl für lange Zeit ein Teil der Vilspanther-Geschichte bleiben…