Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen führt der Spielplan die U16-Mädels Richtung tschechische Grenze. Kein Wunder, dass die kleinen Ortschaften entlang der Wegstrecke, die vor einem Monat für die meisten praktisch noch böhmische Dörfer waren, vielen dieses Mal schon wesentlich bekannter vorkommen. Fast fühlt sich das schon an wie die Rückkehr in eine altvertraute Heimat. Noch dazu hat man mit Puschi heute nicht nur eine wegen des Gastspiels in der Landesliga gesperrte Torfrau, sondern auch einen Edel-Fan und vor allem eine fähige Reiseleiterin mit an Bord, die liebevolle Details über die vorbeiziehenden Gehöfte zu erzählen weiß ;-). Infolgedessen geht die Anreise heute nicht nur um einiges kürzer, sondern auch deutlich kurzweiliger vonstatten. Großes Erstaunen nach der Ankunft dann aber bei den Mädels, als man sich am Spielort die Kabinen mit den U19-Junioren teilen darf/muss. Die aber jagen – das sei der Vollständigkeit halber erwähnt – während der Benutzung der Kabinen eifrig auf dem benachbarten Spielfeld dem runden Leder nach und bekommen deshalb von den dreisten weiblichen Hausbesetzern auch nichts mit. Und verpassen damit natürlich auch die Aufregung der Mädels angesichts der erstmals zum Einsatz kommenden pinken Langarm-Trikots. Die modebezogenen Diskussionen, die da entbrennen, würden wohl selbst einer Shopping-Queen zur Ehre gereichen...
Endlich beendet dann schließlich der Schlusspfiff des Schiri-Mannes das Spiel der Jungs, und die Mädels dürfen mitsamt ihrer Schiri-Frau nun ran auf dem zwar etwas rutschigen, dennoch aber in einem guten Zustand befindlichen Hauptplatz. Die Gäste aus Kümmersbruck sind gewarnt, denn schließlich sprechen die jeweils immer nur hauchdünnen Niederlagen der Gastgeber gegen die Konkurrenz eine weitaus deutlichere Sprache als der in diesem Fall wenig aussagekräftige Tabellenplatz. Zudem hat man mit Biene und Tugi heute gerade mal noch zwei erfahrenere Spielerinnen mit an Bord, und auf der anderen Seite mit U15-Torfrau Michelle sogar noch eine (was die Bezirksliga angeht) relativ unerfahrene Keeperin im Kasten stehen. Dass die Hausherren weil sichtlich älter wohl auch körperlich überlegen sein werden, kann man sich bereits vor dem Anstoß ausrechnen; doch das war ja in den meisten bisherigen Spielen auch schon so.
Los geht's, und die Gäste nehmen vom Anstoß weg das Heft in die Hand und treten genauso selbstbewusst auf, wie man das von einem Spitzenreiter auch erwartet. Allerdings sieht man schon bei den ersten Laufduellen, dass es heute wohl nicht ganz so einfach werden dürfte, Punkte mit in die Heimat zurückzunehmen. Nach ein, zwei guten, wenn auch nicht wirklich zwingenden Chancen dann plötzlich ein langer Ball der Gastgeber in die Spielhälfte der Kümmersbrucker. Und auch hier verlieren die Vilspanther das Laufduell gegen die davonrauschende Dieterskirchener Stürmerin Magdalene Meier. Die schließt mit einem harten, wenn auch nicht allzu platzierten Schuss ab. Michelle kriegt die Hand zwar noch an den Ball, doch der landet ungeachtet dessen trotzdem im Netz. 1:0 nach drei Minuten – das durfte natürlich nicht passieren. Denn nun sieht auch die Körpersprache bei den Gegnern plötzlich ganz anders aus, und es entwickelt sich mehr und mehr ein hartumkämpftes Spiel auf Augenhöhe. Vor allem die körperliche Präsenz der Heimelf nimmt nun immer mehr zu, und auch wenn es angesichts des rutschigen Untergrunds für Schiedsrichterin Jaqueline Altmann alles andere als leicht ist, immer die richtige Entscheidung zu treffen, würde man sich in der einen oder anderen Szene doch mal lieber einen Pfiff zu viel als einen zu wenig wünschen. Hochinteressant ist es nun zu sehen, wie die Mannschaft mit den Umständen auf dem Platz umgeht. Gerade die beiden Sechser Maria und Biene reagieren gut auf die ungewohnte Angriffsformation der Gastgeber und agieren deutlich defensiver als geplant. Die gähnende Leere, die sich im Mittelfeld dadurch auftut, bleibt dafür aber (zunächst) einmal weitgehend unbesetzt. Das Spiel wogt hin und her, bis zehn Minuten vor der Halbzeit ein langer Ball den Weg durch die gestaffelte Abwehrreihe der Dieterskirchener findet. Anna zündet wie schon einige Male zuvor ihren Turbo und kommt dieses Mal tatsächlich noch vor der kurz zögernden Torfrau an den Ball. Und da ist es – das so überaus wichtige und in dieser Phase unbezahlbare 1:1 ! Großer Jubel und auch Erleichterung auf Kümmersbrucker Seite, während auf der anderen Seite angesichts des Ausgleichs so kurz vor der Pause verständlicherweise einiger Ärger aufkommt. Doch es kommt für die Dieterskirchener noch schlimmer : Langer und genau getimter Traumpass von Tugi in die Gasse, Lumpi ist auf und davon und schießt die Vilspanther praktisch mit dem Pausenpfiff in Führung. Und sorgt damit natürlich für beste Stimmung beim obligatorischen Plausch in der Halbzeitpause.
Nach der Pause legen die Gastgeber noch etwas mehr Wert auf die körperliche Komponente. Trotzdem bleibt auch jetzt zunächst eine ganze Reihe von zumindest diskussionswürdigen Zweikämpfen ungeahndet. Was im Übrigen für beide Richtungen gilt, denn auch bei der einen oder anderen Attacke der Vilspanther könnte man durchaus mal zum Pfeifchen greifen. Doch dann bleibt den Spielern und dem Trainer auf der Bank der Gäste fast das Herz stehen: Anna-Lena bekommt nach einem Zweikampf den Schuh einer Gegnerin voll ins Gesicht und muss mit blutender Lippe und einem Brummschädel ausgewechselt werden. Kein Vorwurf an die Dieterskirchener, da diese Aktion sicherlich ebenso schmerzhaft wie aber eben auch unbeabsichtigt war. Dass der Kapitän und Libero der Vilspanther jetzt aber fehlt, ist in den nächsten Minuten deutlich spürbar; es läuft nun so einiges ganz schön durcheinander. Und das in der wohl entscheidenden Phase des Spiels. Ganz wichtig deshalb, dass es Biene, die für Anna-Lena auf die Libero-Position rückt, schließlich gelingt, wieder Ordnung und Ruhe in das Spiel der Kümmersbrucker zu bringen. Kaum haben sich die Gäste wieder gefangen, kommt es zu folgender höchst umstrittener Szene: Lumpi wird von Nadine mustergültig mit einem Pass durch die Schnittstelle in Szene gesetzt und eilt, eine Verteidigerin dicht auf den Fersen, Richtung Sechzehner. Im Strafraum kommt Lumpi schließlich zu Fall – Elfmeter ! Eine harte und durchaus diskussionswürdige Entscheidung. Tugi lässt sich davon aber nicht beirren und verwandelt sicher zur 3:1 Führung. Nun lässt der Widerstand der Gastgeber deutlich nach; die Mädels von der Vils scheinen auch die größeren Kraftreserven zu besitzen. Die wenigen Torschüsse, die nun noch auf das Kümmersbrucker Tor kommen, werden von der von Minute zu Minute sicherer werdenden Michelle entschärft und richten keinen großen Schaden mehr an. Bemerkenswert übrigens, was sich in der zweiten Halbzeit drüben auf der Tribünen-Seite tut: die frischgeduschten und –geföhnten U19-Jungs, die sich dort inzwischen niedergelassen haben, haben Anna ganz offensichtlich in ihr Herz geschlossen und feuern den flinken Flügelflitzer der Vilspanther praktisch bei jeder der spektakulären Aktionen gegen ihre gefühlt doppelt so große Gegenspielerin lautstark an. Auf der rechten Angriffsseite entdeckt unterdessen Nadine für sich den Schnittstellenball. Vier, fünf Mal nacheinander spielt sie das Leder nahezu perfekt und jedes Mal brandgefährlich vor den Kasten der Gastgeber und findet dabei in Anna, Lisa und Lumpi dankbare Abnehmer. Letztere schließt eine dieser Vorlagen mit einer harten Hereingabe ab. Und wie das so ist mit diesen Hereingaben – es reicht irgendein Bein, um dem Spielgerät die entscheidende Richtungsänderung zu geben. Und dabei muss es noch nicht einmal ein befreundetes Bein sein. Nein, auch ein x-beliebiger Körperteil des Gegners kann durchaus den gleichen Zweck erfüllen. So auch in diesem Fall – Eigentor der Dieterskirchener, und mit dem 4:1 zwanzig Minuten vor dem Ende ist die Partie dann auch so gut wie gelaufen. Vor allem, als dann auch noch der eisenharte Kapitän der Vilspanther wieder auf’s Spielfeld zurückkehrt und die Mannschaft in der Schlussphase noch weiter verstärkt. Kurz vor Spielende beinahe noch ein spektakulärer Treffer durch Lisa, die in eine Lumpi-Flanke hineinfliegt, sich dabei aber an der Hand verletzt und das Spiel deshalb etwas früher als geplant beenden muss. Dann ist Schluss, und die Gäste dürfen sich zu recht über diesen hart erkämpften Sieg freuen. Und das tun sie dann natürlich auch.
Erneut boten die Mädels eine tolle Mannschaftsleistung, auch an diesem Tag fighteten alle Spielerinnen ohne eine einzige Ausnahme gemeinsam und auch füreinander. Bemerkenswert : in körperlicher Hinsicht haben sich die Spielerinnen deutlich weiterentwickelt, noch vor einem Jahr hätte man gegen einen so robusten Gegner wohl den Kürzeren gezogen. Mit diesem Sieg hat die junge Mannschaft etwas geschafft, was ihr vor Saisonbeginn beim besten Willen nicht zuzutrauen war: alle Spiele der Hinrunde gewonnen, und mit 18:0 Punkten und mit 37:6 Toren führt man damit natürlich auch die Bezirksliga Nord an. Dass es aber keinerlei Grund dafür gibt, nun abzuheben, dafür kann dieses Spiel als prima Beispiel dienen. Hätten Einstellung, Team- und Kampfgeist an diesem Tag nicht hundertprozentig gestimmt – man wäre mit Sicherheit nicht als Sieger vom Platz gegangen gegen diese starke Dieterskirchener Mannschaft, die einen deutlich besseren Eindruck hinterließ, als es der derzeitige Tabellenplatz vermuten lässt. Für die Vilspanther gilt es nun, genauso engagiert und konzentriert in die Rückrunde zu starten wie in die Hinrunde. Aber bevor es soweit ist, darf man natürlich eines nicht vergessen : Gratulation, Mädels, zur Herbstmeisterschaft !