Herrieden, 05.02.2012. Hier und heute findet das Highlight der diesjährigen Hallensaison statt. Alles, was im bayerischen Mädchen- und Damenfußball Rang- und Namen hat, hat sich hier zur Bayerischen Hallenmeisterschaft 2012 versammelt : Rekordmeister Bayern Müchen, der den Titel nunmehr schon seit fünf Jahren in Folge errungen hat, der 1. FC Nürnberg (der diesen Titel bisher überhaupt noch nie gewinnen konnte), die beiden Geheimfavoriten ETSV Weinberg und SV Frauenbiburg, und auch der FC Memmingen, der FFC Wacker München sowie Gastgeber SV 67 Weinberg. Unter all diesen Bayernligisten wirken die Kümmersbrucker Mädchen als einziger Landesligist und als der einzige Vertreter der Oberpfalz, der sich für diese Endrunde qualifizieren konnte, fast ein bisschen Fehl am Platz. Doch was soll's - dabei sein ist hier alles, und zu verlieren hat man als absoluter Außenseiter ohnehin nichts.
1. Gruppenspiel: JFG Kümmersbruck - FC Memmingen 1:3
Fast vom Anstoß weg steht dem Trainergespann und den mitgereisten Fans die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. So nervös und fahrig hat man die Vilspanther fast überhaupt noch nie gesehen. Und der clevere Gegner aus Memmingen nutzt das natürlich nur zu gerne aus: statt das Spiel so richtig in die Hand zu nehmen, begnügt er sich damit, auf die Fehler der Kümmersbrucker Mannschaft zu warten. Und lange braucht er darauf in diesem Spiel auch nicht zu warten. Denn kaum ein Zuspiel findet sein Ziel, Ballsicherheit scheint ein Fremdwort geworden zu sein, und das schon so oft zelebrierte flotte Kombinationsspiel gibt es nur noch in der vagen Erinnerung an bessere Zeiten. Erst als die Memminger auf 3:0 davongezogen sind, platzt Anne der Kragen und es fällt wenigstens noch der Anschlusstreffer zum 3:1. Das war's dann aber auch schon. Eine schlimme Sache, dieses Partie - und unverständlich obendrein. Wie kann man nur so nervös sein, wenn man doch eigentlich gar nichts zu verlieren hat ? Auf der anderen Seite schreibt sich so etwas natürlich leicht und locker von der Tribüne aus. Und wer weiß denn schließlich schon so ganz genau, wie es im Seelenleben von heranwachsenden Teenagern aussieht... :-)
2. Gruppenspiel: JFG Kümmersbruck - ETSV Würzburg 0:1
Nach dem Desaster im ersten Spiel stehen die Vilspanther nun schon mächtig unter Zugzwang. Will man wenigstens noch ein halbes Stündchen lang von einem möglichen Halbfinale weiterträumen, dann braucht man gegen den Gruppenfavoriten ETSV Würzburg nun schon mindestens ein Unentschieden. Und siehe da - es entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel, eigentlich sogar mit leichten Vorteilen auf Seiten der Vilspanther. Dann ein Vorstoß der Würzburger. Lena, die heute so nervös ist, als hätte sie zum Frühstück eine ganze Wagenladung Kaffeebohnen verputzt, zögert einen Moment zu lange - und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Die Stürmerin der Würzburger hämmert den Ball an Lena vorbei genau an den rechten Innenpfosten, und von dort springt der Ball ins Tor. Keine Chance für Torfrau Steffi, die heute zwar eine erstklassige Vorstellung gibt, aber nun trotzdem schon zum vierten Mal an diesem Tag hinter sich greifen darf. Doch die Vilspanther wehren sich und bringen das Gehäuse der Würzburger durchaus auch in ernste Gefahr. Doch ausgerechnet in dieser Partie wächst die Torfrau der Unterfranken über sich hinaus und entschärft ein Geschoss der mittlerweile auf normaler Betriebstemperatur laufenden Lena genauso wie einige andere potenzielle Treffer. Selbst Steffi nimmt als offensive Torfrau nun den Würzburger Kasten unter Feuer, doch auch ihr gar nicht mal so ungefährlicher Schuss von der Mittellinie findet durch ihr humorloses Gegenstück in der anderen Mannschaft ein jähes Ende. Das war's dann aber auch, und aus ist der Traum von der ganz großen Sensation.
3. Gruppenspiel: JFG Kümmersbruck - SV 67 Weinberg 1:1
Im letzten Gruppenspiel geht es nun - und das ist allen klar - gegen die mögliche Gefahr, hier und heute einen letzten Platz mit nach Hause zu nehmen. Die Kolleginnen aus Weinberg haben in diesem Turnier ein mindestens ebenso dünnes Nervenkostüm mit dabei wie die Damen von der Vils. Gerade in ihrem ersten Spiel gegen Würzburg war die Mannschaft von Henning Backhaus völlig von der Rolle und wurde von den Unterfranken mit 4:0 fachgerecht in sämtliche Bestandteile zerlegt. Ein kleiner Vorteil für die Vilspanther, denen dadurch nun ein Unentschieden reichen würde, um das Spiel um Platz fünf bestreiten zu können. Und außerdem: Bisher war es so, dass die Weinberger Mädels zu Gast in Kümmersbruck zwar fast immer den Sieg davongetragen haben, dafür aber auf eigenem Boden durchaus anfällig gegen die Krallen der Vilspanther waren. Ein gutes Omen also. Doch danach sieht's zunächst gar nicht aus. Denn zum dritten Mal an diesem Tag liegen die Oberpfälzer nach nur wenigen Minuten in Rückstand. Doch dieses Mal schlagen die Vilsstädter erfolgreich zurück. Nadja ist es, der kurz darauf der Ausgleich gelingt. Das restliche Spiel bleibt bis zum Schluss ausgeglichen mit Chancen auf beiden Seiten, und das Unentschieden hilft am Ende aufgrund des besseren Torverhältnisses den Kümmersbruckerinnen weitaus mehr als den Gastgebern.
Spiel um Platz 5: JFG Kümmersbruck - FFC Wacker München 2:3
Etwas entspannter geht's ins letzte Spiel diesen Tages, denn den sechsten Platz hat man nun schon mal sicher. Und es entwickelt sich ein munteres Scheibenschießen gegen die Mannschaft aus der Landeshauptstadt. Torfrau Anna-Lena hat zwischenzeitlich mit Steffi Job und Platz getauscht, kann aber den frühen 0:1 Rückstand auch nicht verhindern. Jojo schlägt postwendend zurück, und das Spiel beginnt wieder von vorne. Dann sind erneut die wackeren Wackermädels an der Reihe, und schon wieder läuft man einem Rückstand hinterher. Nun schaltet endlich auch Miri ein- bis zwei Gänge herauf, und fast mit Ansage gelingt ihr der erneute Ausgleich zum 2:2. Feine Sache - aber nur so lange, bis der Gegner erneut zuschlägt und damit das Spiel für sich unter Dach und Fach bringt. So endet eine Begegnung mit 2:3, die man an einem guten Tag vielleicht auch hätte gewinnen können, deren Resultat aber eher zu verschmerzen ist als das so manch anderer Partie an diesem Tag.
Nach diesem letzten Spiel darf man noch Zeuge eines historischen Ereignisses werden: denn dieses Mal heißt der Bayerische Meister zum ersten mal seit fünf Jahren nicht mehr FC Bayern München. Dafür sorgt in einem denkwürdigen Halbfinale Gruppengegner FC Memmingen im wohl besten Spiel dieses Turniers. Lachender Dritter ist dadurch der 1. FC Nürnberg, der im Finale auf die ob dieser fantastischen Leistung völlig verausgabten Memminger trifft und sich souverän die bayerische Meisterschaft sichern kann.
Fazit:
Platz sechs bei einer bayerischen Meisterschaft als einziger Landesligist unter lauter Bayern- und zukünftigen Bundesligisten - das kann sich durchaus sehen lassen. Und man kann diesen Platz ganz sicher auch als großen Erfolg verbuchen. Doch wer weiß, was die Mädels tatsächlich leisten können - und keiner weiß das besser als die Mädels selbst - der wird nicht umhin können, trotzdem auch eine Spur Enttäuschung zu verspüren. Denn es wäre sogar noch um einiges mehr drin gewesen als dieser gute sechste Platz. Doch gerade bei großen Turnieren oder wichtigen Spielen zeichnen sich Weltklassespieler (im Vergleich zu Klassespielern) unter anderem auch dadurch aus, auf den Punkt genau fit zu sein - und das bezieht sich ganz sicher nicht nur auf die körperliche Fitness. Auf der anderen Seite ist dies aber auch eine Fähigkeit, die man nur durch Erfahrung (und dazu zählt gerade auch die Teilnahme an solch großen Turnieren) entwickeln kann.
Doch wie dem auch sei : es war eine tolle Hallensaison 2011/12, und dafür können sich alle Fans der Vilspanther bei der Mannschaft nur bedanken. Und das Wichtigste kam dabei bisher noch gar nicht zur Sprache: es gab keine einzige größere Verletzung in dieser Hallensaison. Und damit kann man sich nun voll auf das Saisonziel Nr. 1 konzentrieren: den Klassenerhalt ! Oder bin ich da nicht mehr ganz auf dem aktuellen Stand, Thomas ? :-)
Abschließend noch Gratulation an den neuen bayerischen Meister, den 1. FC Nürnberg, der diesen Titel mit Sicherheit auch verdient hat. Und noch ein dickes, dickes Kompliment an die Schiedsrichterinnen dieser bayerischen Meisterschaft für ihre souveräne Leistung über das gesamte Turnier hinweg.
