Drei wichtige Punkte für die Vilspanther, eine Warnung zur vielleicht rechten Zeit und ein zur Winterpause unglaublicher Tabellenplatz für die Mädels - das dürften wohl die Kernbotschaften dieser Partie sein.
Ungemütliches Theuerner Nebelwetter hängt beim Anstoß über dem Platz, auf dem zwei Mannschaften mit völlig unterschiedlicher Zielsetzung zu Werke gehen. Die Gäste aus Schweinfurt, das ist sehr schnell zu erkennen, wollen hier einen Punkt mitnehmen. Einen - und nicht drei. Und damit ist für die Unterfranken auch schon ein Rezept vorgegeben, das dann auf dem Platz nur noch diszipliniert und konsequent umgesetzt werden braucht: Man nehme eine gut funktionierende Abseitsfalle und einen erfahrenen Abräumer im eigenen Strafraum. Dann durchmische man Beides mit bei drohender Gefahr rigoros heruasgeschlagenen Bällen und garniere das Ganze noch mit einer starken Torfrau. Und wenn's noch ein Sahnehäubchen brauchen sollte : vorne hilft der liebe Gott ! Und schon ist er fertig, der Plan zur geplanten Punktemitnahme aus der Oberpfalz...
Und die Vilspanther ? Sicher, mit der Zahl der angeschlagenen oder außer Gefecht gesetzten Spielerinnen ließe sich derzeit schon fast eine kleine Reha-Klinik betreiben. Und natürlich - nach den letzten Spielen in dramaturgisch aufsteigender Reihenfolge gegen die Top-Mannschaften der Landesliga Nord ist nun die Luft ein wenig raus. Doch nur mit minimalem Aufwand einfach so die drei Punkte einsacken - das ist ein gefährlicher Plan. Und als im Laufe der alles andere als attraktiven ersten Halbzeit die wenigen Chancen für die Kümmersbruckerinnen auch noch ungenutzt bleiben, macht sich bei manch einem der Zuschauer ein dem Wetter angemessenes Frösteln bemerkbar. Und dann, kurz vor der Halbzeit, geht die angepeilte Taktik der Gäste erst so richtig auf. Bis dahin hat die aufgestellte Abseitsfalle bestens funktioiniert, die erfahrene Abräumerin im Strafraum souverän abgeräumt, die starke Torfrau den Rest der spärlichen Chancen zunichte gemacht. Nun ist's Zeit für ein bisschen Hilfe von oben. Und siehe da: ein an sich schlecht platzierter Freistoß aus zwanzig Metern wird von den kunterbunt herumstehenden Spielerinnen der Heimmannschaft abgefälscht und damit für die sich vergeblich streckende Torfrau Steffi auf einmal unerreichbar. Was hilft's da noch, dass dies der einzige Torschuss der Gäste in der ganzen Halbzeit bleibt ? Mit einem 0:1 geht's in die Kabine, in der es Trainer Thomas gerade mal drei Minuten aushält, bevor er die Mädels mit ihrem Kummer alleine lässt.
Was immer er in diesen drei Minuten auch angestellt haben mag - es scheint das Richtige gewesen zu sein. Denn vom Anstoss zur zweiten Halbzeit weg ist zu sehen: ab jetzt bekommt der hoffnungsvolle Zuschauer etwas Anderes (soll heißen: Besseres) geboten. Die Mädels erhöhen den Druck von Sekunde zu Sekunde, und richtig gute Chancen kommen dadurch auch noch zustande. Zunächst bleibt's aber nur bei Chancen, bis sich schließlich Anne ein Herz fasst und wie auch letzte Woche schon einfach mal aus zwanzig Metern abzieht. Letzte Woche endete das Ganze dann bekanntermaßen am Querbalken des Gehäuses vom Club - wahrscheinlich sind die Tore in Franken einfach etwas niedriger... Dieses Mal folgt der Ball aber genau seiner vorherberechneten Bahn und schlägt planmäßig direkt unter Latte des Schweinfurter Tores ein. Kurzer Jubel, und weiter geht's. Die Vilspanther bleiben am Drücker, und wieder gibt's eine Reihe guter Chancen. Dann viel Aufregung, als Lena eh' schon kurz vor der Torlinie stehend den Ball nochmals zur in unmittelbarer Nähe postierten Laura weiterschiebt, die aus geschätzten 57,83 cm keinerlei Mühe mehr hat, das Spielgerät im Tor unterzubringen. Aber, aber... war das nicht Abseits ? Der Schiri, der in dieser Szene keine freie Sicht auf das dramatische Geschehen hatte, zeigt zur Mittellinie. Und damit ist zumindest die offizielle Stellungnahme zu dieser Situation klar. Die inoffizielle Seite dagegen wird lauthals vom Trainer aus Schweinfurt kundgetan, was man ihm auch nicht verdenken kann. 2:1 aus stark abseitsverdächtiger Position - so wird man es später einmal im (noch zu schreibenden) Geschichtsbuch der Vilspanther nachlesen können. Sofort nach der Führung stellen die Gastgeber um und schalten gleichzeitig wieder einen Gang zurück. Trotzdem bleiben sie spielbestimmend. Kurz nachdem die Gäste ihren zweiten von ingesamt zwei Torschüssen an diesem Tag auf das Kümmersbrucker Tor abgegeben haben, erzielt Jojo unmittelbar vor Spielende noch einen weiteren Treffer zum 3:1 Endstand.
Fazit :
Aufgrund der Spielanteile ein ganz sicherlich verdienter Sieg, wenn auch ohne den Glanz, den das mittlerweile überaus verwöhnte Publikum so schätzen gelernt hat. Und am Ende zählen nun Mal die Punkte.
Aber: es gibt in der Landesliga keine einzige Mannschaft, gegen die es reichen würde, auf Sparflamme zu spielen. Das sollten die Mädels in der Rückrunde dringend berücksichtigen, wenn sie dann gegen Mannschaften spielen, die sie bereits schon einmal geschlagen haben. Die Kunst wir sicherlich darin bestehen, gerade auch gegen diese Gegner voll motiviert aufzulaufen. Denn nicht immer wird es gelingen, so wie heute den Schalter noch rechtzeitig umzulegen.
Und am Ende das Allerwichtigste : Mädels, seid ihr denn völlig verrückt geworden ? Wir waren uns doch einig, dass wir in dieser Saison ausschließlich um den Klassenerhalt spielen wollten. Und nun ? Stellt euch doch nur mal vor, in welch unmögliche Lage ihr jetzt eueren armen leidgeplagten Trainer gebracht habt. Naja - zumindest bleiben ihm nun ein paar Wochen Zeit, um sich eine neues Saisonziel auszudenken...
Und auch wenn ihr's wahrscheinlich schon nicht mehr hören könnt: Das, was ihr da in der Landesliga veranstaltet, nötig uns allen den allertiefsten Respekt ab.